Heavens on Earth, 2007, Galerie Antonio Ferrara,
Reggio Emilia






Heavens on Earth, 2007, Galerie Antonio Ferrara,
Reggio Emilia






Heavens on Earth, 2007, Galerie Antonio Ferrara,
Reggio Emilia






Heavens on Earth, 2007, Galerie Antonio Ferrara,
Reggio Emilia






HEAVENS ON EARTH, 2007, Print mounted on aluminium,
82 x 124 cm






HEAVENS ON EARTH #2, 2016, Acrylic on linen, 110 x 165 cm






Charles Fourier, 2008, Drawing, Life size






Charles Fourier, 2012, Acrylic on linen, Life size







Charles Fourier as a teacher and beekeeper, 2017,
Acrylic on linen, 120 x 170 cm






Pedestal Charles Fourier, 2007, Mixed media,
220 x 220 x 260 cm






Interview Charles Fourier, 2007, Botanic Garden,
Video 13 minutes with M.Visazcki as a journalist
und K.-H. Eckert as Ch. Fourier






Interview Charles Fourier, 2007, Botanic Garden,
Video 13 minutes with M.Visazcki as a journalist
und K.-H. Eckert as Ch. Fourier






Charles Fourier, 2007, Animatable sculpture, Mixed media,






Charles Fourier, 2007, Animatable sculpture, Mixed media






Charles Fourier, 2007, Animatable sculpture, Detail






CHARLES FOURIER

Interview Ch. Fourier, Botanischer Garten, Berlin 2007

Journalistin
Herr Fourier, in ihrer Veröffentlichung „Theorie der vier Bewegungen und deren allgemeine Bestimmungen“ von 1808 benutzen Sie den Begriff der „sozialen Kunst“. Unter „sozialer Kunst“ verstehen Sie die Gestaltung des Zusammenlebens der 810 Personen, die in der Phalanx, der Genossenschaft, leben. In der bildenden Kunst des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts spielte und spielt der Begriff der „sozialen Kunst“ erneut eine Rolle. Unterschiedliche Ansätze verfolgen die Absicht, das Material der künstlerischen Praxis direkt in gesellschaftlichen Handlungsfeldern wie z.B. der Ökonomie zu erblicken, mit dem Ziel, die Formen des Zusammenlebens kritisieren zu können oder gar neu zu entwerfen.
Charles Fourier
Zuerst einmal: Es sind nicht 810 Personen, die mindestens nötig sind zur Gründung einer Phalanx oder Genossenschaft, sondern je 810 Personen weiblichen und männlichen Geschlechts, womit wir also bei 1620 Personen wären.
J. Ich habe ihr Buch nicht im Original gelesen, sondern in der deutschen Übersetzung, herausgegeben von Theodor W. Adorno, entschuldigen Sie bitte.
Ch. F. Verstehe. Ja, in der Tat, mir sind diese Strömungen wohl vertraut. Es sind ja schon schöne Fortschritte in Teilbereichen nach 199 Jahren erzielt worden. Im Gegensatz aber zu meinem Begriff der “sozialen Kunst” - in diesem Zusammenhang wurde ich bei der von mir entwickelten sozialen Kunst von der, sagen wir einfach... größten Kunst sprechen, da sie nicht Teilbereiche, sondern die Dinge, die zwischen den Menschen stehen, gestaltet... - ist das alles nur Stückwerk. Meine Idee ist rein in dem Sinn, dass alle Teilkonflikte, durchaus im wörtlichem Sinn verstanden, sich lösen, wenn die uneingeschränkte Triebbefriedigung jedes einzelnen Individuums garantiert ist. [...]

Ch. F. Die bei allen Kindern vorherrschenden Neigungen sind: Das Herumstöbern oder die Neigung, alles in die Hand zu nehmen und zu gebrauchen, alles sich anzusehen und zu durchlaufen, unaufhörlich die Beschäftigung zu wechseln; der Arbeitslärm, die Vorliebe für Arbeiten, bei denen Lärm entsteht, das Nachäffen oder die Sucht, alles nachzuahmen. Die Miniaturarbeit, die Vorliebe für kleine Werkstätten, das vorwärtsstrebende sich hingezogen fühlen des Schwachen zum Starken, etc.
J. Sie meinen, die Kinder sollten in die Arbeit der Phalanx einbezogen werden?
Ch. F. Sie sollten nicht nur einbezogen werden, sondern Kinder sind die Anführer der Arbeitsbrigaden. Natürlich sind zu allererst einige Prüfungen abzulegen.
J. Was denn für Prüfungen?
Ch. F. Das Waschen von Tellern in einer halben Stunde ohne davon einen zu zerbrechen oder das Schälen eines halben Zentners Äpfel in einer vorgegebenen Zeit ohne dabei ihr Gewicht unter ein gegebenes Mass zu unterschreiten, schnell und geschickt Feuer machen, etc. So wird es also Lehrlinge, Gesellen und Meister der Streichholzbrigaden oder Erbsenbrigaden geben.
J. Aber würde die Produktivität nicht darunter leiden?
Ch. F. In heutiger Zeit ist der Produktivitätsbegriff mehr noch als vor zweihundert Jahren hinfällig. Wir verfügen inzwischen über ausreichend Maschinen, die körperliche Arbeit erleichtern, wenn nicht ganz ersetzen. Es ist nicht nötig, dass Beschäftigungen länger als zwei Stunden dauern. Durch den Einsatz modernster Produktionstechnologie kann die gewonnene Zeit für tatsächlich sinnvolle Beschäftigungen wie der Einrichtung von Wettbewerben zur Ausdifferenzierung sinnlicher Genüsse eingesetzt werden. So sind z.B. Räume und Veranstaltungen für den ungehinderten freien sexuellen Austausch unter den Mitgliedern der Phalanx zu organisieren. In diesen Liebesräumen und Darkrooms ist es zu bestimmten Zeiten möglich, Beischlaf und andere Formen der Triebbefriedigung zu realisieren, natürlich alles unter Anleitung.
J. Sie sprechen es selbst an Herr Fourier. Neben Darkrooms sind in der heutigen Zeit ebenfalls Orgien in Swingerclubs sehr beliebt. Sind Ihre Forderungen, was diesen Punkt betrifft, nicht inzwischen eingelöst?
Ch. F. Im Gegenteil. Die Ökonomie hat die Regulierung des Sexualtriebes überführen können in eine prozesshafte Auflösung eines durch die Institutionen der Kirche geprägten Moralcodexes. Die Befriedigung des Sexualtriebes wurde zur Ware transformiert, die in der Hierarchie der kapitalistischen Ordnung die Position der Belohnung einnimmt. Sie schürt das Verlangen, das muss aber immer wieder enttäuscht werden, um die Reichtumsbildung- oder treffender gesagt - die Reichtumsumbildung voranzutreiben. Sehr zum Unglück der Menschen.